Andacht „to go“ 02. August 2020 – 8. Sonntag nach Trinitatis

 

Kerze anzünden
Stille

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Der Herr ist gut und barmherzig.
Stille
Auf meinem Weg halte ich inne.
Stille
Ich schaue auf das was in der letzten Woche war.
Stille
Ich lege es in Gottes Hand.
Ich schaue auf das, was kommt.
Stille
Ich schaue auf Gott und lege meinen Weg in Gottes Hand.
Amen.

Am heutigen Sonntag erinnern wir uns an die eigene Taufe. In den zurückliegenden Wochen sind in unseren Kirchen Taufen ausgefallen oder verschoben worden. Hygiene- und Abstandsregeln und Abstand bestimmen unseren Alltag. Dabei ist Taufe ein Ereignis, bei dem es um Nähe geht: Gott kommt uns als Menschen ganz nah mit seiner Liebe und Fürsorge. Er kommt mit all seinen Engeln, die uns seine Nähe spüren lassen.

 

Psalm/Gebet (Ps 91,1-6.9-16)

Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt
und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,
der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg,
mein Gott, auf den ich hoffe.
Denn er errettet dich vom Strick des Jägers
und von der verderblichen Pest.
Er wird dich mit seinen Fittichen decken,
und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln.
Seine Wahrheit ist Schirm und Schild,
dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht,
vor den Pfeilen, die des Tages fliegen,
vor der Pest, die im Finstern schleicht,
vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.
Denn der Herr ist deine Zuversicht,
der Höchste ist deine Zuflucht.
Es wird dir kein Übel begegnen,
und keine Plage wird sich deinem Hause nahen.
Denn er hat seinen Engeln befohlen,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,
dass sie dich auf den Händen tragen
und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
Über Löwen und Ottern wirst du gehen
und junge Löwen und Drachen niedertreten.
»Er liebt mich, darum will ich ihn erretten;
er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen.
Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not,
ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen.
Ich will ihn sättigen mit langem Leben
und will ihm zeigen mein Heil.«

Gott, du Quelle des Lebens,
in der Taufe hast du uns als deine Kinder angenommen. Du hältst uns in deiner Hand und gibst uns Geborgenheit. Wir bitten dich: Lass uns deine Liebe und Fürsorge immer wieder neu erfahren. Stelle uns deine Engel zur Seite, die uns behüten und tragen. Das bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und Leben schenkt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.


Lesung aus Matthäus 28,16-20 (aus Ihrer Bibel Zuhause gelesen)
Sie lesen den sogenannten Tauf- oder Missionsbefehl des Auferstandenen Jesus Christus. Dieses Bibelwort wird zu jeder Taufe gelesen, auch bei Ihrer Taufe, seinerzeit.

 

Ansprache

Die meisten von uns wurden als Kinder getauft. Die Erinnerungen liegen weit zurück. Sie sind für viele von uns nicht aktiv abrufbar. Vielleicht gibt es noch Fotos. Vielleicht sogar noch das Taufkleid, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die Taufe gehört für viele zu den Lebenserfahrungen der ersten Monate.

Kennen Sie Ihren Taufspruch? Mein Taufspruch wurde leider nicht in meine Taufurkunde eingetragen. Wenn Sie in nicht wissen, schauen Sie vielleicht einmal nach. Gerade rückblickend auf unsere Lebenserfahrungen können wir vielleicht erstaunliche Entdeckungen machen.

Einen der aktuell beliebtesten Taufsprüche haben wir gerade im Psalm 91 gebetet:
„Der Herr hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“

Engel, die uns im Leben begleiten, schützen, tragen – das ist ein guter, hoffnungsvoller Gedanke gerade im Blick auf den noch unklaren Lebensweg eines Kindes, das getauft wird. Engel sind weitaus mehr, als ein bloßer Gedanke. Engel sind nicht irgendwelche Fabelwesen in einer Traum-Welt, sondern Engel öffnen den Himmel und bringen ihn auf die Erde. Die Engel sind nichts Anderes als besondere Erfahrungen der Gegenwart Gottes.

Engel sind an ihren Wirkungen zu erkennen. Im 13. Jahrhundert hat der Franziskanermönch Bonaventura einen Aufgabenkatalog für Schutzengel erstellt. An ihnen kann man sie erkennen. 1. Sie rügen uns wegen unserer Vergehen, 2. helfen sie uns zur Sündenvergebung, 3. beschützen sie uns, 4. vertreiben sie Dämonen, 5. belehren sie uns, 6. offenbaren sie die Geheimnisse Gottes, 7. trösten sie, 8. sind sie Weggefährten, 9. unterwerfen sie unsere Feinde, 10. mäßigen sie die Versuchungen, 11. beten sie und 12. tragen sie unsere Gebete vor Gott. (nach www.himmelsboten.de)

Engel müssen also keine Flügel haben. Engel müssen auch gar nichts Gespenstisches oder Geheimnisvolles an sich haben. Als Engelerfahrung Gottes kann alles dienen, was uns in der beschriebenen Weise hilft und nützlich ist: wenn uns jemand einen guten Rat gibt; wenn uns jemand zurückhält, damit wir nicht von einem Auto überfahren werden; wenn uns jemand warnt vor einer Gefahr, die wir übersehen; wenn wir traurig sind und uns jemand zu trösten vermag; wenn uns eine gute Nachricht ereilt und eine bedrückende Angst verfliegt; wenn uns verziehen wird; wenn wir Neues erkennen und uns ein Licht aufgeht; wenn wir einen Konflikt unbeschadet überstehen; wenn wir zu Gott beten und spüren, dass uns geholfen wird.

 

Musik: Mögen Engel dich begleiten


Wenn Sie die Möglichkeit haben, auf Youtube zuzugreifen, hören Sie sich an dieser Stelle das Lied an.
Wenn Sie mitsingen möchten, hier der Text:

Mögen Engel dich begleiten auf dem Weg, der vor dir liegt.
Mögen sie dir immer zeigen, dass dich Gott unendlich liebt.

Mögen Engel dich begleiten auf dem Weg, der vor dir liegt.
Mögen sie dir immer zeigen, dass dich Gott unendlich liebt.

Ihre Worte woll´n erhellen deinen Tag und deine Nacht.
Dass sie hinter dich sich stellen, lässt dich spüren Gottes Macht.

Mögen Engel dich begleiten auf dem Weg, der vor dir liegt.
Mögen sie dir immer zeigen, dass dich Gott unendlich liebt.

Ihre Hände werden halten, wenn ins Stolpern du gerätst.
Manchmal werden sie sich falten, wo du in Gefahren schwebst.
Ihre Füße wirst du sehen in den Spuren neben dir.
Sei getrost auf deinen Wegen, öffne deine Herzenstür.

Mögen Engel dich begleiten auf dem Weg, der vor dir liegt.
Mögen sie dir immer zeigen, dass dich Gott unendlich liebt.

Flügel müssen sie nicht haben, nur ein freundliches Gesicht,
dass du weißt, du bist getragen, in die Irre gehst du nicht.
Du sollst nicht alleine gehen, wir sind alle für dich da.
Woll´n als Engel zu dir stehen, sagen zu dir alle. Ja!

Mögen Engel dich begleiten auf dem Weg, der vor dir liegt.
Mögen sie dir immer zeigen, dass dich Gott unendlich liebt.


„Der Herr hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“ - Zu schön, um wahr zu sein?

Blicken wir auf die vergangenen Wochen, gibt es auf der einen Seite bei manchen von uns positive Erfahrungen der Corona-Pandemie: Entschleunigung inmitten von Termin- und Aufgabenflut. Zeit für sich selbst und für die eigene Familie. Garten und Wohnung erstrahlen in neuem Glanz.

Auf der anderen Seite stellt sich dem ein oder der anderen die Frage: Hat Gott seinen Befehl an die Engel zurückgenommen? Viele Steine lagen da auf einmal im Weg. Steine, an denen sich so mancher Fuß gestoßen hat und immer noch weh tut: Der eine Stein heißt „Homeschooling“ und „Lockdown“ in der Kindertagesstätte, ein anderer „Fehlen direkter Begegnungen und sozialer Kontakte“, wieder ein anderer „Wie werde ich angesichts von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit finanziell über die Runden kommen?“ Was für viele anfangs als positive Erfahrung der Entschleunigung begann, führte und führt so manchen in Existenznot.

Gottes Zuwendung in der Taufe ist kein magischer Akt, der uns mit einem Schutzschirm versieht. Vielmehr sagt Gott in der Taufe zu, dass er unseren Weg durch das Leben mitgeht. Der ferne und nahe Gott sieht unser Leben in einer ganz weiten Perspektive. Sein Blick sieht mehr, als wir mit unserem begrenzten Fokus überblicken können. Er ist bei uns auf den geraden Wegen und auf schönen Höhen. Er ist aber auch, da wo wir uns einsam und verlassen fühlen, wo die Stolpersteine liegen und wir vor Dunkelheit den weiteren Weg nicht sehen können.

Die Erfahrungen mit den Engeln helfen uns, Gottes Liebe und Fürsorge im Alltag zu erfahren:

Viele Engel waren und sind unterwegs, um denen zu helfen, die zur Risikogruppe gehören. Viele Engel schicken Briefe, WhatsApp-Nachrichten, machen Anrufe bei denen, die einsam zu Hause sitzen. Viele Engel spenden für die, die nicht mehr über die Runden kommen.

Die Engel sind nichts anderes als besondere Erfahrungen der Gegenwart Gottes. Gottes Engel lassen dich spüren: Du bist nicht allein. Sie umarmen dich, lassen ihre Nähe spüren – selbst und gerade in Corona-Zeiten.

Denn für die Engel Gottes gilt kein Abstands-Gebot. Im Gegenteil: Für die Engel Gottes gilt vielmehr ein Abstands-Verbot. Denn: „Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen...“ Amen

 

Fürbitten

Gott, in der Taufe sagst du uns zu, dass du uns im Leben begleitest mit all deinen Engeln. Du lässt uns Liebe und Fürsorge erfahren.

Gott, mit unserer Taufe erinnern an deine Liebe. Sie erfüllt die Dunkelheiten dieser Welt mit Licht. So bitten wir dich: Lass dein Licht leuchten in den Ländern, in denen die Corona-Pandemie bisher besonders viele Opfer hervorgebracht hat.

Gott, mit unserer Taufe erinnern wir uns an die Kirche, in der wir getauft worden sind. Wir bitten dich: Lass uns eine Gemeinde sein, die von deinem Geist lebt.

Gott, mit unserer Taufe erinnern wir uns an die Menschen, die uns begleitet haben, an Eltern und Paten, Freunde und Geschwister. So bitten wir dich: Schenke den Kindern und Jugendlichen unserer Gemeinde Menschen, die ihnen zur Seite stehen. Lass sie in ihren Familien Geborgenheit erfahren.

Gott, mit unserer unsere Taufe erinnern wir uns an das ewige Licht. Es durchbricht die Finsternis des Todes. So bitten wir dich: Tröste die Frauen und Männer, die um einen lieben Angehörigen trauern. Lass die Hoffnung in ihren Herzen keimen, dass die Verstorbenen geborgen sind in deinen liebenden Händen.

In der Stille nennen wir dir die Namen der Menschen, die uns besonders am Herzen liegen.


Gemeinsam beten wir:
Vater Unser

 

Segen

Gott sei uns Schutz und Schirm vor allem Argen.
Gott sei uns Stärke und Hilfe zu allem Guten.
Gott begleite uns auf allen Wegen.
Amen.
Amen.

 

Liedvorschlag für Zuhause: Ich bin getauft auf deinen Namen EG 200


Pfr. Michael Gütgemann

 


 

Bitte klicken Sie>hier<zum herunterladen der Andacht als PDF-Datei.