Andacht „to go“ für Sonntag den 17. Januar 2021 – 2. Sonntag nach Epiphanias

 

Einleitung

Ich freue mich, dass Sie diesen Gottesdienst am 2. Sonntag nach Epiphanias lesen.

Gott in unserem Leben zu erkennen, das wünschen wir uns. Jedoch fällt es uns manchmal nicht leicht. Leicht kommen wir ins Zweifeln. Wie finden wir aber Gottes Spuren in unserem Leben? Darum geht es im Folgenden.


Gebet

Gott, Worte des Lebens hast du verkündet.
Doch wir suchen das Leben nach eigenen Gesetzen,
die gnadenlos sind und in die Irre führen.
Wir bitten dich: Erinnere uns an dein gutes Gebot.
Gib uns die Gewissheit,
dass du uns mit Gnade und Wahrheit begegnest
in Jesus Christus.
Amen


Predigt

Liebe Leserinnen und Leser,

„In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesu Christ. Wer dir vertrauet hat wohl gebauet.“ So haben wir gerade gesungen.

Können wir das aber immer so selbst verständlich in Freud und Leid Gott vertrauen? Gott treu zu sein ist doch manchmal gar nicht so einfach.

Wie kann ich denn sicher wissen, dass Gott wirklich wirkt und gegenwärtig ist in meinem Leben? Und wie ist Gott wirklich? Gerade jetzt in dieser Zeit des Virus treibt mich diese Frage um.

Wünschen wir uns nicht manchmal einen greifbaren Gott, der sich zeigt und unüberhörbar zu uns spricht – das wäre was.

Das würde in so manchen Lebenslagen aufbauen und trösten.

Die Bibel erzählt immer wieder von Menschen, denen Gott begegnet ist. Einer, mit dem Gott besonders oft redete, war Mose. So jemand müsste eigentlich unerschütterlich in seinem Gottvertrauen sein. Aber auch Mose ist immer wieder auf der Suche nach Gott.

Wir hören den heutigen Predigttext:

2. Mose 33, 17-23

17 Der HERR sprach zu Mose: Auch das, was du jetzt gesagt hast, will ich tun; denn du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen. 18 Und Mose sprach: Lass mich deine Herrlichkeit sehen! 19 Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen lassen und will ausrufen den Namen des HERRN vor dir: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich. 20 Und er sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht. 21 Und der HERR sprach weiter: Siehe, es ist ein Raum bei mir, da sollst du auf dem Fels stehen. 22 Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand über dir halten, bis ich vorübergegangen bin. 23 Dann will ich meine Hand von dir tun, und du darfst hinter mir her sehen; aber mein Angesicht kann man nicht sehen.

Herr, öffne unsere Herzen für die Wunder deiner Gegenwart, zeige dein Heil aller Welt.

Mose kann ich gut verstehen. Er will genau wissen, wer dieser Gott ist, auf den er sich mit Herz, Seele und Verstand eingelassen hat. Er will vielleicht wissen, ob dieser Einsatz sich gelohnt hat oder noch lohnt.

Denn Mose ist in einer schwierigen Lage: Mit Gottes Hilfe hatte er das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten befreit. Doch das gelobte Land kommt und kommt nicht in Sicht. Das Volk wird unruhig. Stürme und Sand, Hunger und Durst, Irrwege und Unsicherheit haben die Menschen zermürbt. Inzwischen sind sie am Berg Sinai angelangt. Auf diesem Berg hat Mose von Gott die beiden Tafeln mit den zehn Geboten bekommen. Sie sollen dem Gottesvolk den Weg zum Leben zeigen.

Doch was ist inzwischen passiert? Als Mose endlich wieder vom Berg herunterkommt, haben sich die Israeliten in ihrer Ungeduld oder auch Verzweiflung ein goldenes Kalb gemacht. Einen greifbaren Ersatzgott haben sie sich aus ihrem Schmuck gegossen. Einen Gott, wie sie ihn von den anderen Volksgruppen um sich kannten. Nicht so einen unsichtbaren-unfassbaren Ersatzgott, von dem Mose erzählte. Um ihn tanzen sie.

Mose ist verzweifelt und weiß nicht mehr weiter. Wie soll er das Volk weiter motivieren für ihn? Was soll er sagen? Wie soll er sie bei der Stange halten? Er fängt selber fast an zu zweifeln!

Darum sehnt sich Mose nach Eindeutigkeit, nach klaren vorzeigbaren Zeichen: Er bittet Gott frei heraus: lass mich deine Herrlichkeit sehen!

Die Herrlichkeit des Herrn, wenn man es genau übersetzt heißt es dort: Gewichtigkeit Gottes. Das, was den Kern der Macht Gottes ausmacht, das will Mose sehen. Ganz und gar verstehen will er ihn, damit er hundertprozentig sicher sein kann, dass es ihn gibt.

Das aber ist unmöglich. Sterbliche Menschen können es nicht ertragen, Gott zu sehen. Wir können Gott nicht direkt gegenübertreten, sondern können ihn erst in seiner Wirkung erkennen, wenn er gehandelt hat. Ganz können wir Gott mit unseren menschlichen Möglichkeiten nicht ergreifen, sonst wäre er auch nicht Gott, der über allen steht. Gott, wie er ist, in seinen ganzen Geheimnissen kann nicht begriffen und erfahren werden.

Und doch bittet Mose darum, denn er will es ja genau wissen und begreifen.

Und wie reagiert Gott darauf?

Er lässt sich zwar nicht sehen. Aber seine Güte oder anders übersetzt – seine Schönheit, seine Glückseligkeit will er Mose zeigen, wird er an ihm vorübergehen lassen. Und Gott beschreibt sich selbst, benennt, was wesentlich an ihm ist:

„Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, wessen ich micherbarme, dessen erbarme ich mich.“ Das ist Gottes Name, seine Identität.

Und er ist wirklich gnädig: Er erfüllt Mose seinen Wunsch, aber in einer Weise, die ihn das auch überleben lässt. Denn kein Mensch wird leben, der mich sieht, sagt Gott.

Stattdessen folgt eine fast zärtliche Geste: Gott stellt Mose in eine Felsspalte und hält sogar noch seine Hand über ihm, um ihn zu schützen. Erst danach darf Mose Gott sehen: Von hinten. Er darf Gott hinterher schauen.

Mose erlebt hier in seinem Ringen mit Gott einen fürsorglichen, ja man kann fast schon sagen einen mütterlichen Gott. Denn das hebräische Wort für Erbarmen oder Barmherzigkeit ist vom Wort „Mutterschoß“ abgeleitet.

Und Mose wünscht sich ja nichts anderes, als bei seinem Gott so geborgen zu sein, wie im Schoß einer Mutter.

Wer von uns wünscht sich das nicht für sein Leben, für alles Gelingen und Misslingen, für die Gegenwart wie für die Zukunft?

Wer von uns wünschte sich nicht eine solche Geborgenheit und fürsorgliche Zärtlichkeit – über das hinaus, was Menschen sich an Nähe schenken können?

Und wer von uns wollte Gott denn nicht wenigstens einmal sehen, - ein einziges Mal wenigstens im Leben? Wäre es dann nicht viel einfacher an ihn zu glauben?

Andererseits ist die Begegnung mit Gott ja überall möglich. Wir sind dabei nicht an einen bestimmten Ort gebunden oder eine bestimmte Situation angewiesen. Überall können wir auf Gott stoßen, ihm entgegentreten.

So wie in der Geschichte von dem kleinen Mädchen, das Gott treffen wollte. Dazu packte es Getränkeflaschen und Schokoriegel in ihrem Rucksack und machte sich auf den Weg. In einem Park sah es eine alte Frau, die auf einer Bank saß und den Tauben zuschaute.

Das Mädchen setzte sich zu ihr und öffnete seinen Rucksack. Als es eine Getränkeflasche herausnahm, sah es den hungrigen Blick seiner Nachbarin. Sie nahm einen Schokoriegel und gab ihn der Frau.

Dankbar lächelte sie ihn an –ein wundervolles, wohltuendes Lächeln!

Um dieses Lächeln noch einmal zu sehen, bot das Mädchen ihr auch noch eine Getränkeflasche an. und sie nahm sie dankbar und strahlte wieder, noch strahlender als zuvor.
So saßen die beiden den ganzen Nachmitttag im Park. als es dunkel wurde, verabschiedete sich das Mädchen.

Zu Hause fragte seine Mutter: „Was hast du heute denn Schönes gemacht, dass du so fröhlich aussiehst?“ Das Mädchen antwortete: „Ich habe mit Gott Mittag gegessen und sie hat ein wundervolles Lächeln.“

Auch die alte Frau war nach Hause gegangen, wo ihr Sohn sie fragte, warum sie so fröhlich aussehe. Sie antwortete: Ich habe mit Gott Mittag gegessen – und er ist viel jünger, als ich dachte.“

Es stimmt, Gott kann uns überall begegnen!

Doch, warum gelingt es uns dann nicht viel öfter, Gott wahrzunehmen, warum bleibt er zuweilen fern und fremd, wie es ja schon das Volk Israel empfand, so dass man sich einen sichtbaren Gott, ein goldenes Kalb, schaffen musste?

Und warum ist auch heute die Welt voll von selbstgemachten Göttern und Götzen? Warum tanzen die Menschen um ihre goldenen Kälber?

Ich denke, dass es viele Gründe für Gottesferne gibt, doch sollten wir da nicht mit dem Schweigen Gottes verwechseln.

Vielleicht ist es ja so, dass wir Gott durch all den Lärm hindurch, den wir selbst machen nicht hören? Dass wir blind geworden sind, die Schönheit, Güte und Glückseligkeit Gottes noch in unserm Leben wahrzunehmen? Dass wir stumm geworden sind, um noch mit ihm reden zu können, ich zu loben für all das, was uns täglich geschenkt wird?

Es gibt Menschen, die suchen die Schuld dafür, dass sie Gott los geworden sind, bei anderen: Bei Gott selbst, bei der Kirche, den Christen, den Pfarrern.

So können wir uns alle fragen: Wann habe ich das letzte Mal ernsthaft nach Gott gefragt, ihn gesucht, um ihn gerungen?

Unsere unüberschaubare Vielfalt des Lebens und das breite Angebot, Freizeit zu gestalten, lassen manchen scheinbar keinen Freiraum mehr für das Fragen und Suchen nach Gott.
Doch wer je von uns je einen anderen Menschen so richtig geliebt hat, weiß, dass das nur dann geht, wenn ich mich auf den anderen auch einlasse, ihm Raum in meinem Leben schenke, mich mit ihm auseinandersetze.

Erst wo wir das auch im Umgang mit Gott tun, werden wir ihn zwar nicht in seiner ganzen Herrlichkeit, Gewichtigkeit und Schönheit sehen können, so wie es Mose sich wünschte.

Aber vielleicht gelingt es uns im Rückblick auf unser Leben, auf das, was wir durchlebt und durchlitten haben, Gott nachzuspüren und seine Wirklichkeit so eben doch zu erfahren.

Denn das ist ja unsere menschliche Situation von Mose bis heute: Wir sehen Gott immer nur von hinten – er ist uns immer voraus. Mose im Felsspalt ist ein Urbild menschlicher Gotteserkenntnis:

Gott lässt sich erkennen, soweit er sich uns zu erkennen gibt. Er hat, und das geht über Mose hinaus, sich zu erkennen gegeben in Jesus, der uns zum Christus, zum Heiland wurde. In ihm hat Gott uns vorgelebt, was er von uns will und wozu er uns geschaffen hat. Aber auch nach Christus bleibt es dabei: Erst im Rückblick, im Hinterher-Schauen, ist es uns möglich, zu sehen, spüren, glauben, dass Gott in unserem Leben Spuren hinterlassen hat. Dass er fördernd und antreibend oder bremsend und bewahrend eingegriffen hat.

Ich denke an so manche bedrohliche Situation im Straßenverkehr, wo ich nachher nicht genau wusste, ob es meiner Geschicklichkeit zu verdanken war oder vielmehr dem bewahrenden Gott, dass ich heute noch hier stehe.

Ich denke an so manche schwierigen Entscheidungen, die ich zu treffen hatte, wo ich das Gefühl hatte, das Gott mich kräftig unterstützt hat.

Denn, auch wenn wir Gott nicht sehen oder berühren können, liegen wir ihm doch am Herzen!

„Ich kenne dich mit deinem Namen.“ sagt Gott zu Mose. Wir alle sind diesem Gott nicht unbekannt oder gelichgültig. Er hält auch über uns fürsorglich seine Hand und beschützt uns – manchmal sogar vor uns selbst.

Vergessen wir das nicht – besonders in diesen schwierigen Tagen!

Bleiben wir wachsam, damit wir Gottes Wirken erkennen, wo uns weitergeholfen wird oder uns jemand Einhalt gebietet. Vertrauen wir auf Gottes Wege. AMEN


Fürbittengebet

In dir ist Freude in allem Leide" -
darauf vertrauen wir.
Dein Wort sagt es uns zu.
Und wir entdecken Spuren deiner Güte.

Für die Menschen danken wir,
die unser Leben hell machen:
Freunde, die uns verstehen
und Vertraute, die uns begleiten.
Für sie und uns bitten wir,
dass Gott uns füreinander erhält
und unsere Freude bewahrt.

Über Menschen freuen wir uns,
die ein Hoffnungsschimmer sind für andere
durch ihr Lachen, durch ihr Reden,
auch durch ihr stilles Mittragen
oder ihren mutigen Einsatz.

Für die Menschen bitten wir,
die aufeinander angewiesen sind
als Frau und Mann in der Ehe,
als Kinder, Eltern und Großeltern,
als Nachbarn nebenan oder als Kollegen im Beruf,
als Gesunde und Kranke, trostlos oder voll Hoffnung:
dass die Freude nicht versiegt
auf ihrem Weg miteinander.

Du bist unsere Freude, auch noch an schweren Tagen.
Du gehst mit uns und bist unsere Hoffnung.
"Durch dich wir haben himmlische Gaben,
du der wahre Heiland bist"

Vaterunser


Segen

Es segne Sie Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. AMEN

 

Kommen Sie gut durch die neue Woche!
Bleiben Sie behütet!

Ihre Pfarrerin
Kerstin Gütgemann

 


 

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