Andacht „to go“ für Sonntag den 24. Januar 2021 – 3. Sonntag nach Epiphanias

 

Wochenspruch aus Lukas 13,29
„Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“

Zur Ruhe kommen

Ich setze mich bewusst hin. Komme zur Ruhe. Spüre meiner Atmung nach.
Zünde eine Kerze an.
Im Namen Gottes, er ist die Macht der Liebe
im Namen Jesu Christi, der uns die frohe Botschaft brachte
in der Kraft des Heiligen Geistes, die uns zu Glauben und Hoffnung ermutigt.
Amen

Einstimmen

Gottes heilendes Wort kennt keine menschlichen Grenzen. Es unterscheidet nicht nach Hautfarbe und Geschlecht. Es findet Glauben unter Menschen, die für uns als Ungläubige und als Feinde gelten.

Wochenpsalm 86

Gebet in Bedrängnis – so überschreibt ihn die Lutherbibel

HERR, neige deine Ohren und erhöre mich; denn ich bin elend und arm. 2 Bewahre meine Seele, denn ich bin dir treu. Hilf du, mein Gott, deinem Knechte, der sich verlässt auf dich. 3 Herr, sei mir gnädig; denn ich rufe täglich zu dir. 4 Erfreue die Seele deines Knechts; denn nach dir, Herr, verlangt mich. 5 Denn du, Herr, bist gut und gnädig, von großer Güte allen, die dich anrufen. 6 Vernimm, HERR, mein Gebet und merke auf die Stimme meines Flehens! 7 In der Not rufe ich dich an; du wollest mich erhören! 8 Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern, und niemand kann tun, was du tust. 9 Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen ehren, 10 dass du so groß bist und Wunder tust und du allein Gott bist. 11 Weise mir, HERR, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte. 12 Ich danke dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen und ehre deinen Namen ewiglich. 13 Denn deine Güte ist groß über mir, du hast mein Leben errettet aus der Tiefe des Todes. 14 Gott, es erheben sich die Stolzen gegen mich, / und eine Rotte von Gewalttätern trachtet mir nach dem Leben und haben dich nicht vor Augen. 15 Du aber, Herr, Gott, bist barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte und Treue. 16 Wende dich zu mir und sei mir gnädig; stärke deinen Knecht mit deiner Kraft und hilf dem Sohn deiner Magd! 17 Tu ein Zeichen an mir, dass mir's wohlgehe, dass es sehen, die mich hassen, und sich schämen, weil du mir beistehst, HERR, und mich tröstest.

Abgeben

Großer Gott,
manchmal kann ich mir nicht vorstellen,
dass du der Gott aller Menschen bist.
Manchmal glaube ich,
dass ich dich in deiner ganzen Vollkommenheit
erkannt hätte,
manchmal werde ich überheblich
und grenze andere Menschen aus.
Ich bitte dich, Gott:
Hab Erbarmen mit mir. Amen.

Wahrnehmen

Bibellesung aus dem Buch Rut

Rut zieht mit Noomi nach Bethlehem

1 Zu der Zeit, als die Richter richteten, entstand eine Hungersnot im Lande. Und ein Mann von Bethlehem in Juda zog aus ins Land der Moabiter, um dort als Fremdling zu wohnen, mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen. 2 Der hieß Elimelech und seine Frau Noomi und seine beiden Söhne Machlon und Kiljon; die waren Efratiter aus Bethlehem in Juda. Und als sie ins Land der Moabiter gekommen waren, blieben sie dort. 3 Und Elimelech, Noomis Mann, starb, und sie blieb übrig mit ihren beiden Söhnen. 4 Die nahmen sich moabitische Frauen; die eine hieß Orpa, die andere Rut. Und als sie ungefähr zehn Jahre dort gewohnt hatten, 5 starben auch die beiden, Machlon und Kiljon. Und die Frau blieb zurück ohne ihre beiden Söhne und ohne ihren Mann. 6 Da machte sie sich auf mit ihren beiden Schwiegertöchtern und zog aus dem Land der Moabiter wieder zurück; denn sie hatte erfahren im Moabiterland, dass der HERR sich seines Volkes angenommen und ihnen Brot gegeben hatte. 7 Und sie ging aus von dem Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr. Und als sie unterwegs waren, um ins Land Juda zurückzukehren, 8 sprach sie zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht hin und kehrt um, eine jede ins Haus ihrer Mutter! Der HERR tue an euch Barmherzigkeit, wie ihr an den Toten und an mir getan habt. 9 Der HERR gebe euch, dass ihr Ruhe findet, eine jede in ihres Mannes Hause! Und sie küsste sie. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten 10 und sprachen zu ihr: Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen. 11 Aber Noomi sprach: Kehrt um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Wie kann ich noch einmal Kinder in meinem Schoße haben, die eure Männer werden könnten? 12 Kehrt um, meine Töchter, und geht hin; denn ich bin nun zu alt, um wieder einem Mann zu gehören. Und wenn ich dächte: Ich habe noch Hoffnung!, und diese Nacht einem Mann gehörte und Söhne gebären würde, 13 wolltet ihr warten, bis sie groß würden? Wolltet ihr euch einschließen und keinem Mann gehören? Nicht doch, meine Töchter! Mein Los ist zu bitter für euch, denn des HERRN Hand hat mich getroffen. 14 Da erhoben sie ihre Stimme und weinten noch mehr. Und Orpa küsste ihre Schwiegermutter, Rut aber ließ nicht von ihr. 15 Sie aber sprach: Siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihrem Gott; kehre auch du um, deiner Schwägerin nach. 16 Rut antwortete: Bedränge mich nicht, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. 17 Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der HERR tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden. 18 Als sie nun sah, dass sie festen Sinnes war, mit ihr zu gehen, ließ sie ab, ihr zuzureden. 19 So gingen die beiden miteinander, bis sie nach Bethlehem kamen.

Nachspüren

„Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ So stelle ich mir den Himmel vor. Alle an einem Tisch, strömende Menschenmassen aus allen Himmelsrichtungen. Und endlich gibt es keine Demonstrationen gegen Fremde am Tisch mehr, weil die Sorge groß ist oder der Neid. Und es ist immer noch Platz, auch für die mit dem weitesten Weg oder mit dem langsamsten Schritt. Keiner wird zu kurz kommen, keiner kommt zu spät.

Wir konnten in dieser Woche die Amtseinführung des neuen amerikanischen Präsidenten Joe Biden erleben. Er ist nun Präsident in einem Land, das viele Jahre Spaltung, Angst und Misstrauen gegen alles, was anders ist, als das weiße Amerika erfahren hat. Vier Jahre Fake News und das Schüren von Zukunftsängsten hat das große, freie Land schwer gezeichnet. Die Bilder der brüllenden Massen, die das Kapitol in Washington gestürmt haben, sind noch in unseren Köpfen.

Eine junge, farbige Frau gibt diesem Tag ein anderes Gesicht. Amanda Gormans Gedicht mit dem Titel „Den Hügel, den wir erklimmen“ zeichnet das Bild eines anderen Amerika. Es zeichnet das Bild von einer Gesellschaft, die Kraft aus ihrer Unterschiedlichkeit zieht. „Wir streben danach, eine Gemeinschaft zu schmieden, die ein Ziel hat. Ein Land zu bilden, das sich allen Kulturen, Farben, Charakteren und menschlichen Lebensverhältnissen verpflichtet fühlt. Und so richten wir unsere Blicke nicht auf das, was zwischen uns steht, sondern auf das, was vor uns steht. Wir schließen die Kluft, weil wir wissen, dass wir, um unsere Zukunft an erste Stelle zu setzen, zuerst unsere Differenzen beiseitelegen müssen.“

Amerika ist noch nicht im Himmel angekommen. Der Hügel ist noch nicht erklommen. Doch wir sehen und erleben, nur gemeinsam kommen wir an. Wir alle sind Teil einer großen, weltweiten Gemeinschaft. Der Stern auf dem wir leben ist uns nur geliehen, von den Generationen, die nach uns kommen. Der Wochenspruch richtet unseren Blick auf das, was noch vor uns liegt. Was wir zu erreichen suchen. Wohin wir unterwegs sind, als Menschen guten Glaubens.

„Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ Hier werden wir uns die Hände reichen und Lieder der Liebe singen. Hass und Spaltung, Gewalt und Kriege sind vergessen und Hunger auch. Und wir sind satt und ohne Durst und brechen das Brot zum Zeichen unserer neuen Gemeinschaft und reichen es weiter und erinnern uns an das, was war. Und endlich werden die von ganz unten mal oben sitzen und vorne sein. Die Letzten werden die Ersten sein. Und die Ersten werden mal still und freuen sich daran, dass die Letzten es endlich auch geschafft haben. Frieden wird sein und der Tisch groß und rund. Mit einem weißen Tuch und Kerzen ohne Ende.

Wie stellen sie sich den Himmel vor? Wie stellen sie sich ihren Weg dorthin vor?

Amanda Gorman hat uns einen Eindruck von ihrer Vorstellung gegeben: „Unser Volk, vielfältig und schön, wird aufstreben, zerschunden und schön. Wenn der Tag kommt, treten wir aus dem Schatten heraus, entflammt und ohne Angst. Die neue Morgendämmerung erblüht, wenn wir sie befreien. Denn es gibt immer Licht, wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen, wenn wir nur mutig genug sind, es zu sein.“

Unser Weg ist noch nicht am Ziel. Doch wir bekommen schon einen Vorgeschmack von dem, was uns in Gottes Reich erwartet. Amen.

Lied EG 395 (Vertraut den neuen Wegen)

Sammlung

Gebet und Fürbitten

Gott, du bist unser Vater,
du hast uns in Jesus Christus
deine Liebe zur Welt offenbart.
Wir bitten dich: Für die Völker der Erde
in Nord und Süd, in Ost und West:
dass sie einander Vertrauen schenken;
dass sie sich miteinander auf den Weg machen
und mit vereinten Kräften dem Wohl der Menschen dienen.
Für die christlichen Kirchen:
dass sie ihren Platz an der Seite der Ärmsten wissen
und sich ohne Furcht und Ansehen der Person
überall für Frieden und soziale Gerechtigkeit einsetzen.
Für die vielen Menschen, die ständig unterwegs sind
auf der Suche nach Glück und Sinn für ihr Leben:
dass sie auch etwas von dem Licht sehen,
das durch Jesus in die Welt gekommen ist.
Für uns, die wir Christi Namen tragen:
dass uns keine Zeit zu kostbar und kein Weg zu weit ist,
wenn andere Menschen uns brauchen.

Wir denken in der Stille an das, was uns im Moment besonders bewegt und bringen es vor Gott.

Vater unser

Sendung

Vielleicht kennen Sie ja jemanden, dem Sie diese Andacht weitergeben können. Nehmen Sie die Texte und schenken Sie weiter.

Segen

5. Buch Mose 31, 6:
Seid mutig und stark!
Habt keine Angst, und lasst euch nicht von ihnen einschüchtern!
Der Herr, euer Gott, geht mit euch.
Er hält immer zu euch und lässt euch nicht im Stich!

Segne und behüte mich Gott. Amen.

24.01.2021

Liebe Leserinnen und Leser,
mögen Sie jeden Tag spüren, dass Sie jetzt leben und ihr Leben nicht auf ein später verschieben können. Schauen sie auf das, was ihnen jetzt Freude macht, was sie jetzt stärkt und wofür sie dankbar sind.

Gehen sie gesegnet in die kommende Woche!

Ihr Pfarrer
Michael Gütgemann

 


 

Bitte klicken Sie>hier<zum herunterladen der Andacht als PDF-Datei.