2. SONNTAG NACH OSTERN (MISERIKORDIAS DOMINI) Gottesdienst „to go“ für Erwachsene

WOCHENSPRUCH

Christus spricht: Ich bin der gute Hirte.
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. Joh 10,11a.27-28a

Kerze anzünden
Stille

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Der Herr ist gut und barmherzig.
Stille.
Auf meinem Weg halte ich inne. Stille.
Ich schaue auf das was in der letzten Woche war.
Stille.
Ich lege es in Gottes Hand.
Ich schaue auf das, was kommt.
Stille
Ich schaue auf Gott und lege meinen Weg in Gottes Hand.
Amen.

Psalm
Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und
führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. (Ps 23)

Klage und Bitte
In Christus begegnet uns der gute Hirte.
Er wendet sich uns zu
und hilft uns zum Leben.
Wir aber übersehen ihn, gehen an ihm vorbei
und versäumen unser Leben.
Wir bitten Gott um Erbarmen.
Stille

Christus hält uns die Treue.
Er schenkt uns Leben, das kein Tod zerbricht.
Und niemand wird uns aus seiner Hand reißen.
Wir loben Gott mit allen Engeln. Halleluja. Amen.

LESUNG AUS DER HEILIGEN SCHRIFT
Wir schlagen unsere Bibel auf uns lesen:
Johannes Evangelium
Kap 10,11-30

Gebet
Gott, unser Vater, du hast uns deinen Sohn gesandt:
Jesus, den guten Hirten,
der uns sammelt,
der uns den Weg weist,
der uns schützt in Gefahr.
Wir bitten dich: Gib uns deinen Geist,
dass  wir die Stimme des Hirten erkennen
und ihm folgen auf dem Weg in das ewige Leben.
Amen.

Predigt
Heute erinnern wir uns an Jesus als den guten Hirten. Er hütet seine Herde und schützt sie vor allem Übel.
Doch gerade ist Herde in große Unruhe geraten, weil eine Herdenimunität nicht zu erreichen ist, weil ein Impfstoff frühestens im nächsten Frühjahr zur Verfügung steht, und weil wir uns nicht zu Gott in unseren Gottesdiensten wenden können. Viele sorgen sich um Leib und Leben, während andere allzu sorglos agieren.
Je länger die Krise dauert, umso lauter wird gegrummelt, gemurrt und gestritten. Wie lange noch? Das hält unser Land nicht aus! Unser Ungemach erinnert ein wenig an das Murren der Israeliten auf der Wanderung durch die Wüste. Anfangs vertraute man sich noch den neuen Volkshelden Mose und Aaron an. Doch je länger der Weg über steinigen Boden führte, umso mehr wurde Unmut laut.
Man sehnt sich nach Führung durch die Wüstenzeiten. Politiker wie Markus Söder oder Jens Spahn bieten sich an, aber auch einige medial gut vernetzte Virologen. Im Augenblick hören und lesen wir viel über Alltagshelden in der Corona-Krise. Plötzlich werden Menschen zu Helden, die man im Alltag vor Corona fast übersehen hat. Dazu gehören z.B.: die Frauen und Männer in den Lebensmittelgeschäften, das medizinische und pflegerische Personal, Mitarbeiter und Mitarbeiter in den Kindertagesstätten und Schulen und andere, die jetzt arbeiten, während so vieles stillstehen muss.
In Krisenzeiten sehnen wir uns nach Helden. Wenn sich Angst breitmacht, wünschen wir uns Menschen an die Seite, die es für uns richten. Einige fordern von den Kirchen und Glaubensgemeinschaften, dass sie mehr Druck auf die Politik ausüben sollen, damit wieder Versammlungen und Gottesdienste möglich sein können. Sie kritisieren, dass wir als Kirchenmitglieder und Vertreter scheinbar keine Helden im Glauben sein wollen. Gerade die werden doch jetzt in der Krise gebraucht. Doch Vorsicht, beim Thema Gottesdienst und Versammlungen geht es nicht um Religionsfreiheit oder die Gleichbehandlung mit Baumärkten und Autohäusern. Ich will es mal ganz kritisch formulieren: Künftig wird es bei allen Wünschen nach Lockerung innerhalb der Kirchen um die Frage gehen, wie wir verantwortlich Gottesdienste feiern und Menschen zu uns einladen, ohne die Gesundheit zu gefährden, oder gar denen, die zu uns kommen den Tod zu bringen. Natürlich ist es schön und aufbauend, mit anderen gemeinsam Gottesdienst zu feiern und aufzutanken; aber Kraft und Zuspruch kommen von Gott, und nicht von denen, die neben mir in den Kirchenbänken sitzen.
Die Kirche ist nicht geschlossen. In Angersbach und Landenhausen sind die Kirchentüren tagsüber offen. Wir sind auch als Vertreterinnen und Vertreter weiterhin für die Menschen da, die Kontakt brauchen. Nur auf andere Weise. Wir entwickeln neue Wege. Die Krise fördert gerade ganz viel Liebe und Fantasie für neue kreative Formen und Aktionen. Zum Beispiel können am heutigen Sonntag die Jugendlichen in unsere Kirchen kommen, und sich an ihre Verbindung mit Gott erinnern lassen, auch wenn es gerade nicht möglich ist, die Konfirmation zu feiern. Auf unserer Homepage finden sich Predigten, Andachten und Impulse, Anregungen, wie jeder und jede seine Wege für Kraft und Zuspruch von Gott finden kann.
Auch wenn man im Netz sucht, findet man geradezu ein Feuerwerk an guten Ideen, um meine persönliche Situation, meine Fragen und Ängste, aber auch meinen Dank und meine Zuversicht vor Gott zu bringen.
Der Satz wo zwei oder drei versammelt sind gilt auch weiterhin. Und ich spüre und erlebe, dass ganz viele auf ihrer eigenen persönlichen Suche mit mir im Glauben unterwegs und verbunden sind. Ich bin davon überzeugt, dass Jesus auf vielen Wegen unterwegs ist zu uns, nicht nur sonntags im Gottesdienst. Das zeigt sich in dieser Krise gerade ganz deutlich.
Wer Jesus dem auferstandenen Christus als gutem Hirten folgt, der bleibt frei, seine Wege zu Gott zu suchen, auch außerhalb der sonntäglichen Gottesdienste. Als Schafe seiner Erde, sind wir Teil einer weltweiten, heiligen Gemeinschaft.
Solange wir durch Abstand Leben retten, will ich diesem Wege, und wenn er gerade auch sehr steinig ist, folgen. Egal wo, wir bleiben in der Nähe und auf Distanz Christi Stellvertreterinnen und Stellvertreter. Als solche sind wir weder willige Schafe noch Wutbürger.
Wir leben in einem freien Land, trotz mancher befristeten Einschränkungen. Wir müssen unser Leben nicht chinesischen oder ungarischen Politikern anvertrauen.
Wir brauchen nicht zu kuschen, sondern wir können uns für unsere Mitmenschen und für uns selbst einsetzen und unseren Teil zur Überwindung der Pandemie beitragen.
Und bin davon überzeugt, dass die freien Kräfte und vielen kleinen und großen Alltagshelden dazu beitragen werden, dass wir diese Wüstenwanderung überstehen. Denn Christus spricht: „Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und die folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ (Joh 10,11a.27-28a)
Noch sind wir unterwegs auf einer langen, staubigen Straße. Noch wandern wir im finsteren Tal. Aber wir werden auch wieder Rast machen auf grünen Auen und an sprudelnden Bächen.
Manche werden lange brauchen, um sich von den Strapazen des Weges zu erholen. Von anderen werden wir uns auf diesem Weg verabschieden müssen.
Der Lauf des Lebens ist nicht ohne Risiken zu bewältigen. Es auch Ausdruck von Freiheit, ob wir diesen Weg mürrisch oder hoffnungsvoll gehen. Wir leben eben nicht nur an grünen Auen und sprudelnden Bächen und Quellen. Der heutige Sonntag des guten Hirten erinnert daran, dass die Verbindung zu Gott stark ist, auch wenn wir uns gerade nicht zu Gottesdiensten versammeln. Wir bleiben verbunden. Wir bleiben gemeinsam mit Jesus unterwegs. Der gute Hirte ist bei uns, er ist zu uns unterwegs, um uns zu suchen, zu trösten und uns den Weg zu zeigen, trotz aller Ängste und Befürchtungen, die gerade mit uns gehen.
Gott sei Dank dafür. Amen.

Fürbitten
Ich bin zuversichtlich, guter Gott,
auch diese Krise wird gehen.
Wir werden sie überwinden,
aber nicht ohne Opfer.
Gib mir Mut, denen zur Seite zu stehen,
die meine Hilfe brauchen.
Hilf mir, auf die Wahl meiner Worte zu achten.
Schenke mir gute Gedanken, die der Wahrheit
standhalten und vor der Realität kein Reißaus nehmen.
Behüte die Kleinen,
bewahre die Großen,
umgib die Alten
und schütze deine Liebenden.
Steh deinen Kranken bei,
und begleite deine Sterbenden.
Lass Hoffnung blühen und einen jeden
das Nötige tun.
In die Stille lege ich alles, was mich bewegt und
ich nicht in Worte fassen kann.
Stille

Vater unser
Amen

Segen
Gott sei uns Schutz und Schirm vor allem Argen.
Gott sei uns Stärke und Hilfe zu allem Guten.
Gott begleite uns auf allen Wegen.
Amen.

Liedvorschlag für Zuhause: Jesu geh voran – EG 391

 

Ihr Pfarrer Michael Gütgemann

 


 

Bitte klicken Sie>hier<zum herunterladen des Gottesdienstes als PDF-Datei.