Gottesdienst „to go“ für Sonntag den 18. April 2021

2. SONNTAG NACH OSTERN (MISERIKORDIAS DOMINI)


Im Namen Gottes,
Ursprung allen Lebens,
Grund unserer Hoffnung,
Kraft, die uns bewegt.

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.


Lied Der Herr ist mein getreuer Hirt EG 274

 

Psalm 23
Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und
führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.
Amen.


Lesung aus der Bibel - Johannes 10,11-16(27-30) (Evangelium dieses Sonntags)


Gebet
Barmherziger Gott,
himmlischer Vater,
Deinen Sohn hast Du uns als guten Hirten gesandt.
In seiner Liebe zu uns hat er sein Leben hingegeben
und es von Dir neu empfangen.
So bitte wir dich: Halte unser Leben unter seinem Schutz
und lenke unsere Schritte in seinen Spuren.
Durch Jesus Christus.
Amen.


Lied „Bleib für andere Zuhause“ Philipp Dittberner

 

Predigt zum Monatsspruch Kol 1,15
„Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.“

Die Predigt zum Anhören  


Welche Lieder und Hits begleiten Sie durch den Alltag. Welche Songs und Liedverse bauen Sie auf? In der Corona-Krise haben bestimmte Lieder uns geholfen und Mut gemacht, weiter, Schritt für Schritt, zu gehen.

„Bleib für andere Zuhause. Ich weiß es fällt dir gerade schwer“, singt Philipp Dittberner auf YouTube. Philipp schließt seinen Song hoffnungsvoll: „Glaubt mir, es gibt ein Hinterher!“

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Bilder aus dem letzten Jahr, wo Menschen singend und musizierend auf ihren Balkonen standen. Die Italiener haben uns vorgemacht, wie man sich den Frust quasi von der Seele singen kann und andere mitnimmt und begeistert. Mit „Bella Ciao“ wollte man von Deutschlands Balkonen aus den von Corona besonders getroffenen Italienern im letzten Frühjahr Mut zu singen. Das gemeinsame Singen und Musik machen verband uns. Es stärkte den Zusammenhalt gegen eine angstmachende, unsichtbare Krankheit und die Bilder des schnell um sich greifenden Todes. „Auch wenn es droht, dass es alles auseinander reißt. Könnt es sein, dass es uns alle zusammenschweißt. Ich glaube an das Gute und ich hör´damit nicht auf.“

Das Lied des Musikers Sebel wurde zum YouTube Hit. Fast 2,4 Millionen Aufrufe seit März letzten Jahres. Sarah Conner, Max Giesinger, die Ärzte, Silbermond und noch einige andere sind angetreten, um Trost zu schenken, Mut zu machen und Verständnis zu wecken. Die Corona Virus-Playlist auf Spotify verspricht uns die beste musikalische Begleitung für´s das Warten auf den Weltuntergang und die langweiligen Stunden Zuhause.

Der Glaube an das Gute, der Zusammenhalt, das Verständnis und der Mut sind nach einem Jahr Pandemie auf eine harte Probe gestellt zu werden. Playlisten die uns Trösten finden wir im Netz, bei den angesagten Radiosendern und Streamingdiensten. Doch wie sieht es mit einer Playlist der Zuversicht und der Hoffnung aus? Unsere Glaubenstradition hier viel zu bieten. Immer wieder kommen neue Lieder dazu. Manche haben alte Glaubenslieder neu vertont und ihnen einen neuen zeitgemäßen Klang gegeben. Bekannte Lieder aufzunehmen und ihre Texte eventuell an die gegenwärtige Situation anzupassen, damit die Botschaft sich verbreitet und zu Herzen geht, das ist eine bewährte Praxis.

In unserer Playlist der Hoffnung mischen sich heute Glaubenslieder aus dem 12. Jahrhundert wie das an Ostern wieder erklungene „Christ ist erstanden“, mit Dietrich Bonhoeffers „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, oder Eugen Eckhardts Segenslied „Bewahre und Gott, behüte uns Gott, sei mit uns auf unsren Wegen.“ Viele christliche und populäre Sänger wie Martin Pepper, Sarah Kaiser, Jürgen Werth und andere Songwriter reihen sich hier ein. Vielleicht gehen Sie mal bei YouTube oder Spotify auf die Suche.

Singen von dem, was uns trägt und Hoffnung gibt, dass verbindet uns Christen seit tausenden von Jahren. Würden alle Menschen, die jemals zum Lob Gottes gesungen haben erscheinen, die ganze Welt könnte sie nicht fassen. Es wäre ein gewaltiger Chor. Das Singen in den Kirchen fehlt. Ich erinnere mich aber auch daran, dass manche vor der Pandemie gar nicht mehr so gerne mitgesungen haben. Der Mut zum selber singen geht teilweise verloren. Die Vertrautheit mit dem traditionellen, christlichen Liedgut schwindet. Doch das Interesse an Songs die zu Herzen gehen, die uns berühren, zum Nachdenken anregen oder Trost, Halt und Hoffnung geben, ist ungebrochen. Bei Beerdigungen werden immer öfter Lieder aus der Popkultur den Chorälen vorgezogen. Bei Taufen und Trauungen werden Sänger und Sängerinnen engagiert, die Lieder beisteuern, die das Herz berühren.

Es gibt Gemeinden, die eine eigene Kirchenband oder Chöre in den Gottesdienst einbinden. Wer kann, singt mit. Wir sind vielleicht nicht mehr so aufmerksame SängerInnen, aber wir bleiben aufmerksame ZuhörerInnen. Denn auf dem Weg der Bewältigung des Lebens sind wir alle auf hilfreiche Impulse angewiesen.

Musik beeinflusst unsere Gefühle. Sie ist gut für die Seele und schenkt Lebensfreude. Sie stabilisiert – so wie unser Glaube - in unseren Zeiten. Der Monatsspruch erinnert an ein Lied, dessen Melodie verloren gegangen ist. „Christus ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung“. Ein Satz am Beginn des Kolosserbriefes. Ein bekannter Mitarbeiter des Apostels Paulus hatte die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi zu den Menschen in Kolossä und Umgebung gebracht. Der Glaube verbreitete sich schnell in allen Schichten. Das Miteinander war geprägt von dem Fundament aus Glaube, Liebe und Hoffnung. Die Menschen waren im engen Austausch darüber, was der Wille Gottes ist und versuchten ihren Alltag daraus zu leben. Sie hatten sich mit den Schriften beschäftigt, die von der Kraft der Macht und Auferstehung berichten. Die Kraft der Lieder war auch den ersten Christen bekannt. Was liegt da näher, als in einem Missionsschreiben an einen alten Hymnus zu erinnern, der mit den Worten einsetzt: „Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.“ Für uns heute ehr sperrig kommt dieses Lied daher. Die Melodie dazu kennen wir nicht. Der Text geht nicht gleich zu Herzen. Der Liedtext führt die Zuhörenden vor die Osterereignisse zurück. Nach Ostern hören wir anders darauf.

Gerade haben wir wieder Ostern gefeiert. Die Auferstehung Jesu durchbricht die Macht des Todes. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Er verliert seinen Schrecken. Doch die Realität sieht immer noch so aus wie vor Ostern. Menschen leiden unter Unrecht. Sie werden krank und sterben. Manche werden sogar verfolgt und getötet. Sei es wegen ihres Glaubens, oder weil es einem Mächtigen gerade mal so passt. Der Briefschreiber erinnert uns daran, wenn ihr in dieser Realität nach Gott Ausschau haltet, dann blickt auf Jesus Christus. Er ist durch all das Leid hindurchgegangen. Voller Anspielung auf die Vorstellungswelt der damaligen Zeit ist der alte Christushymnus ein Lied über den, der durch sein Leiden und seinen Tod dem Leiden und dem Tod die Macht genommen hat. Das zu glauben, fällt gerade so schwer.

Wir können Corona nicht leugnen. Es wird auch nicht herbeigetestet. Das Virus ist da und wird mit jeder Mutation gefährlicher. Allein in Deutschland sind bald 80.000 Menschen gestorben. Etwas mehr als 100 kommen aus dem Vogelsbergkreis. Ihre Namen kennen wir meist nicht. Niemand von den Verstorbenen und Hinterbliebenen konnte es glauben, doch es ist passiert. Ein geliebter Mensch hat sich infiziert und ist gestorben. Menschen, die jetzt fehlen. Noch haben wir als Gesellschaft nicht die richtige Form gefunden, damit umzugehen. Und es fehlt uns immer noch die Orientierung, wie wir ohne Schaden an Leib und Leben aus der Krise kommen. Die Impfungen verzögern sich. Die Möglichkeiten für Tests werden nicht konsequent umgesetzt. Viele Appelle der Wissenschaftler werden überhört. Verordnungen und Gesetze zur Eindämmung der Pandemie stoßen auf teils heftigen Widerstand. Fehlt uns vielleicht die Hoffnung, dass der Schrecken ein Ende haben wird? Am heutigen 18. April hat Bundespräsident Frank Walter Steinmeier zu öffentlichen Gedenken aufgerufen. Es ist gut, wenn wir Formen suchen, wie wir als Gesellschaft mit dem Schrecken umgehen.

In jedem Gottesdienst zum Abschied von einem Verstorbenen verbinden wir die Traurigkeit und die Dunkelheit mit der Hoffnung. Wir erinnern daran, dass am Ende des Weges das Leben wartet und nicht die Dunkelheit. Jesus Christus ist die Auferstehung und das Leben. Er steht für den Sieg des Lebens über den Tod. Er hat sich dem Leid gestellt und es überwunden. 2000 Jahre erzählen und singen wir von dieser Hoffnung. Jede Zeit mit ihren Worten, Melodien und Liedern.

Wie wollen wir von unserer Hoffnung heute singen? Wie wollen wir den anderen Menschen davon erzählen, die gerade ihren Halt verlieren? Welche Hoffnungslieder laden Sie auf ihre Playlist in den Wochen nach Ostern 2021 hoch? Seit 2000 Jahren lesen wir aus den alten Schriften der Bibel und stimmen auf unterschiedliche Weisen in den Lob Gottes ein. Wir singen und geben für die Zeit in der wir leben, lieben und hoffen musikalisch Zeugnis ab, von dem Grund der Hoffnung, der in uns ist.

Ich glaube an die Kraft der alten Schriften, Lieder und Geschichten, die größer sind als meine eigene Erfahrung. Es sind Botschaften, die auch noch in Zukunft eine immer wieder neu zu entziffernde Botschaft in sich tragen. Der Monat April fügt unserer Playlist den Hymnus hinzu:
„Christus ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung“.

In Gottes Schöpfung werden die Weichen immer wieder neu gestellt. Es gibt Leben und es gibt Veränderung. Am Ende hoffen wir darauf, dass es gut wird.
„Nichts bleibt wie es war, die Weichen werden neu gestellt. Ich bleib Optimist und geb´nicht auf. Am Ende kommt bestimmt was Gutes raus“. So hofft der Sänger Sebel, dass auch nach der Pandemie etwas Gutes entstehen wird. Bleiben wir geduldig, optimistisch und hoffnungsvoll. Denn die Geschichten des Glaubens sind noch nicht zu Ende erzählt. Wir werden noch viele Lieder davon singen. Amen.


Lied „Zusammenstehen“ Sebel

 

Gebet
Gott,
Corona belastet uns schon so lange.
Wir sind müde, auch abgekämpft.
Gott,
Corona, hindert uns am Leben
wie wir es kennen und wünschen.
Viele von uns müssen den Menschen,
die ihnen am Herzen liegen,
fern bleiben.
Existenzen stehen auf tönernen Füßen
und drohen zu zerbrechen,
einige sind es schon.
Gott, wir haben Menschen durch die Krankheit verloren,
Viele.
Uns, die wir sie vermissen,
zieht das den Boden unter den Füßen weg.
Wir haben viele Menschen durch das Virus verloren
und im Großen und Ganzen der Welt
werden die Verluste kaum gesehen.
Gott, vielleicht können wir es anders nicht ertragen.
Gott wir denken vor Dir an die,
die durch das Virus gestorben sind.
Wir denken vor Dir an alle Verstorbenen:
in unserer Nähe,
in unserem Land.
Wir legen vor Dich auch die Toten
in den Ländern auf der ganzen Welt.
Schenke uns Mut, uns zu erinnern;
lass uns das auch gemeinsam tun;
mache uns bereit zum Trauern.
Lösche die Wut, die bei Manchen aufbrandet,
fange die Menschen auf,
die fassungslos und zerbrochen sind.
Sei bei denen, die immer stummer werden
und sich ins Dunkel zurückziehen.
Löse die Angst, die beim Helfen hindert.
Schenke uns Phantasie wie wir einander ein Licht sein können.
Sende uns Deinen Geist
so dass wir Weisheit gewinnen
und die Entschlosenheit,
zu behüten,
was wir aus Dir haben:
unser aller Leben,
unsere Liebe
und unser aller Welt.
In der Stille bringen wir vor Gott, was uns in diesen Minuten besonders bewegt:

STILLE

Vater unser im Himmel …
Amen.

Lied Wir wollen alle fröhlich sein EG 100

 

Segen
Geht hin unter dem Segen Gottes.
Geduldig im Ungewissen.
Behütet in der Krise.
Mutig im Handeln.
Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse das Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe das Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen

 

Ihr 
Pfarrer Michael Gütgemann

 


 

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