Gottesdienst „to go“ für Sonntag den 31. Januar 2021 – Letzter Sonntag nach Epiphanias

 

Liebe Leserin und lieber Leser,
schön, dass sie diesen Gottesdienst lesen. Möge der dreieinige Gott bei ihnen sein!
Wir brauchen im Augenblick viel Kraft und einen langen Atem. Um die Kraft bei einem Aufstieg zu Höhepunkten des Lebens soll es heute gehen.
Mit diesem Sonntag, dem letzten nach Epiphanias, verlassen wir den Weihnachtskreis.


PSALM 36
Herr, deine Güte reicht, soweit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, soweit die Wolken gehen.
   Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes
   und dein Recht wie die große Tiefe.
   Herr, du hilfst Menschen und Tieren.
Wie köstlich ist deine Güte, Gott,
dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
   Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses,
   und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
und in deinem Lichte sehen wir das Licht. Ps 36,6-10


TAGESGEBET
Gott, im Licht deiner Wahrheit erkennen wir uns,
und das Feuer deiner Liebe bringt Wärme in unser Leben.
Lass uns zeitlebens deine Wahrheit leuchten
und schenke uns alle Tage die Wärme deiner Liebe
in Jesus Christus, deinem Sohn.


ANSPRACHE
über Matthäus 17,1-9
Liebe Leserin, lieber Leser,
heute soll es um Höhepunkte gehen. Höhepunkte in unserem Leben, in dem Leben anderer Menschen, Höhepunkte im Leben der Jünger mit Jesus.
Ich kann mir vorstellen, dass die Jünger, die Jesus in der Zeit seines Wirkens begleitet haben, so manchen Höhepunkt erlebten. Da ist jemand redegewandt und weise und vollbringt Wunder, indem er Lahme zum Gehen bringt, Taube hörend macht und Blinde sehend. Das kann einen Normalsterblichen schon zum Staunen bringen.
Unser heutiger Predigttext setzt aber noch eins drauf. Hier erleben die Jünger mit Jesus die Erscheinung von Mose und Elia und als wäre das nicht schon Wunder genug, da ertönt auch noch Gottes Stimme aus einer Wolke.
Aber lesen sie einmal den Bibeltext. Er ist das Evangelium des heutigen Sonntags aus Mt 17, 1-9:
1 Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg.
2 Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.
3 Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm.
4 Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine, und Elia eine.
5 Als er noch redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!
6 Als die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr.
7 Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht!
8 Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein.
9 Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.
Lassen auch wir uns von Jesus auf den Berg führen! Dabei soll es uns zunächst um den Aufstieg gehen. Auch wir kennen aus unserem Alltag beschwerliche Aufstiege, ja das ganze Leben besteht aus solchen. Da gibt es Vorbereitungen auf eine schöne Feier, die man erst einmal hinter sich bringen muss, bevor die Gäste kommen können. Da gibt es das lange Lernen auf eine schwere Prüfung, bis man seinen Abschluss in der Tasche hat. Oder da sind Zeiten des Krankseins, die durchgestanden werden müssen, bis wieder eine Zeit der Erleichterung kommt. Auch die gegenwärtige Zeit gehört sicher zu den schwierigen Aufstiegen. Da kann so mancher Aufstieg sehr lang sein, und wenn ich so unten am Berg stehe, können mir Zweifel kommen, ob ich es überhaupt jemals da rauf schaffe. Da ist es gut zu wissen, dass ich ja nicht von jetzt auf gleich die Spitze des Berges erreicht haben muss und auch nicht allein bin. So habe ich Freunde, die mir bei der Vorbereitung der Feier helfen, Mitschüler, die mit mir Lernen und Ärzte und Familie, die mir bei Krankheit zur Seite stehen.
Auch die Jünger müssen nicht alleine auf den hohen Berg steigen. Sie haben Jesus, er ist ihr Bergführer und geht ihnen voran.
Die Jünger erleben, wie Jesus vor ihnen verwandelt wird: „Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht“. Hier geschieht etwas ganz Einzigartiges im Leben der Jünger mit Jesus. Jesus erscheint ihnen hier vorweggenommen als der Auferstandene und Gott selbst bekennt sich zu Jesus als seinen Sohn.
Und Mose und Elia erscheinen. Die beiden großen Propheten des Alten Testamentes: Mose, der das Volk aus Ägypten herausführte und ihm – auch von einem Berg herab - die Gebote Gottes brachte. Und Elia, der sich beim Volk immer wieder unbeliebt machte, indem er den Götzendienst und die Bindung an falsche Mächte anprangerte. Beide erinnern ein wenig an Jesus, der an dem Glauben seiner Zeit auch einiges auszusetzen hatte. Einige Menschen glaubten in ihrer Interpretation der Gebote, Gottes Willen sehen zu können. Aber was nützt es, wenn der Sabbat gehalten wird, man aber gegen den Feind in den Krieg zieht. Was nutzt es, wenn man Speisegebote hält, aber die Menschen im Nachbarhaus zu wenig zu essen haben?
Zurück auf den Berg: Hier stehen die Jünger wie versteinert und sehen all das mit an. Wie gerne hätten sie, als Zeugen dieser intensivsten Gottesbegegnung, dieses einmalige Erlebnis wohl in alle Welt hinausgeschrien. Aber Jesus verbietet ihnen, von der Erscheinung zu reden, bevor er auferstanden ist. Er rät ihnen so, damit sie nicht in Gefahr geraten, weil man ihnen nicht glauben würde. Auch unsere Glaubenserlebnisse sind für Personen, die keinen Zugang zu einer Beziehung mit Gott haben, nicht nachvollziehbar und stoßen auf Unverständnis.
Petrus ist der erste der Jünger, der das staunende Schweigen bricht und überwältigt von diesem besonderen Augenblick die Sprache wiedererlangt und sagt: „Herr, hier ist gut sein!“ Und er schlägt vor, für jeden der drei eine Hütte auf dem Berg zu bauen.
Am liebsten würden auch wir ewig in schönen Gefühlen verharren und uns dort häuslich niederlassen. Aber kann man das? Kann man so schöne Augenblicke einfach einfangen, wie Petrus es versucht? Wir versuchen es zumindest immer wieder mit Fotos, Videos, Erinnerungsschnipseln und Tagebüchern. Die Frage ist nur: Was passiert in dem Moment, in dem ich ein Foto mache? Bin ich dann noch ganz bei dem schönen Augenblick? Und was ist, wenn ich mir im Nachhinein die Bilder anschaue, die ich gemacht habe? Betrachte ich sie dann mit Wehmut oder mit dankbarer Freude, diesen Moment gehabt zu haben? Das eigentlich Wichtige ist doch, dass ich diesen Moment, im Moment, ganz und gar genieße und nicht an sein mögliches Ende denke. Wer auf seiner Feier schon an den anstehenden Abwasch denkt, der verschenkt die Möglichkeit, sich zu amüsieren und Kraft zu tanken für das, was noch kommt. Schöne Momente genießen, aufsaugen, in mir selbst festhalten, ganz fest, das ist bei schönen Gelegenheiten zu tun. Wenn ich zulasse, dass solche Gipfelerlebnisse Bilder in meinem Kopf, Gefühle in meinem Herzen und Spuren in meinem Leben hinterlassen, dann kann es mir als Proviant für die Seele, zum Überwinden von Durststrecken dienen.
Und der Abstieg kommt! Er wird kommen, das ist gewiss, aber nach einem Abstieg kommt auch wieder ein Aufstieg. Doch all diese Gedanken haben ihren Platz erst in der Zukunft.
Denn ebenso wie Himmel und Erde, zusammen zu Gottes Wirklichkeit gehören, müssen wir auch das Ende eines jeden schönen Moments zulassen können: Nach jeder Feier kommt auch wieder der Alltag.
Auch auf Jesus wartet der Alltag mit dem Abstieg vom Berg. Ihn erwarten zunächst Kranke, die geheilt werden wollen und schließlich der Tod am Kreuz.

Liebe Lesende, wann hatten sie zuletzt ein Gipfelerlebnis in ihrem Glauben?
Oder können sie sich eher an Tiefpunkte erinnern?
Jeder Mensch hat seinen Ort, an dem er Gott am intensivsten erfährt. Ich kann Gott im Lachen eines Kindes, in der Gemeinschaft mit Menschen, beim Beobachten der Wellen am Meer, im Gebet oder aber auch im Sterben eines Menschen erfahren.
Bei positiven Erlebnissen beflügelt mich Gottes Kraft noch weiter und ich scheine für den Moment des Glücks unschlagbar. Doch ein Moment ist vergänglich, das hat wohl auch Petrus in unserem Bibeltext einsehen müssen. Was das Herz nicht einfängt, das schmilzt davon wie ein Schneemann bei Tauwetter, wie wir das gerade erleben.
Im Leid, wenn ich nicht ein noch aus weiß, kann Gott mir wie eine stützende Schulter sein, die mich vorm Zusammenbrechen zurückhält. Aber ich kann auch in tiefe Glaubenszweifel geraten. Nicht immer ist mein Glaube gleich groß und nicht immer hält er sogleich tiefen Niederlagen stand. Da kann es helfen, sich die Gipfelerlebnisse des Glaubens wieder in Erinnerung zu rufen und aus ihnen aufs Neue Kraft zu schöpfen.
Auch wenn durch Erlebnisse mit Gott die Welt um mich herum nicht eine andere wird, so wird sie doch relativiert und in ein anderes Licht gerückt. Als Christen können wir uns auf Gott verlassen und gewiss sein, dass er immer bei uns ist, was auch immer uns geschieht: Bei mühsamen Arbeiten im Alltag, die kein Ende nehmen wollen, bei Prüfungen und auch in Krankheit. Wenn ich mir bewusst werde, dass ich nie tiefer fallen kann, als in Gottes Hand, so kann es mir Zuversicht und Beruhigung in schweren Zeiten verschaffen.
Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir die Angst verlieren, uns von Jesus immer wieder auf einen Berg führen zu lassen und nicht äußerlich, sondern in uns selbst dem Wort Gottes Hütten bauen. AMEN


FÜRBITTENGEBET
Lebendiger Gott,
Licht lässt du aufscheinen in dieser Welt.
Wie sehr sehnen wir uns danach.
Wie dringend braucht es deine Schöpfung.
Wie abhängig ist die Welt von deinem Licht.

Wir bitten dich um Licht
in den Herzen und Köpfen der Mächtigen,
damit Besonnenheit ihre Entscheidungen bestimmt,
damit Klugheit ihr Handeln regiert,
damit Weisheit ihre Worte lenkt.
Um dein Licht, Lebendiger,
bitten wir dich.
Erhöre uns

Wir bitten dich um Licht
in den Kliniken und an den Betten der Sterbenden,
damit die Pflegenden gesund bleiben,
damit Kranken genesen,
damit Lebensmut die Schatten des Todes vertreibt
und Trost die Trauernden erreicht.
Um dein Licht, Lebendiger,
bitten wir dich.
Erhöre uns.

Wir bitten dich um Licht
an den Orten des Grauens und der Angst,
an den Orten der Zerstörung,
an den Orten des Aufbruchs und der Hoffnung,
damit dein Leben einkehrt.
Wir bitten dich um Licht
in deiner Gemeinde,
in den Herzen aller,
die dir, Lebendiger, vertrauen.
Um dein Licht und deine Liebe,
bitten wir dich.
Durch Jesus Christus lass es aufscheinen –
heute und alle Tage.
Vater unser im Himmel …
Amen.
SEGENSWORTE
Seid mutig und stark!
Habt keine Angst, und lasst euch nicht von ihnen einschüchtern!
Der Herr, euer Gott, geht mit euch.
Er hält immer zu euch und lässt euch nicht im Stich! (5. Buch Mose 31, 6)
So segne dich der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. AMEN

Ich wünsche ihnen eine behütete Woche!

Ihre Pfarrerin
Kerstin Gütgemann

 


 

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