Gottesdienst „to go“ für Karfreitag den 02. April 2021

 

Liebe Leserin und lieber Leser,

schön, dass Sie diesen Gottesdienst zu Hand genommen haben. Wir feiern Karfreitag. Ein dunkler Tag und dennoch ein ganz wichtiger Tag für unseren Glauben. Wir werden nicht im Dunklen stehen bleiben. Unser Weg geht zum Licht. Auf Karfreitag wird Ostern folgen.


Eröffnung
Heute ist Karfreitag. Dein Todestag, Jesus Christus. Ich denke an dein Leiden.
An dein Sterben am Kreuz.
So bist du mir nah.
Amen.

Meditatives Gebet
Du lagst unter den Toten, Jesus Christus.
Gestorben. Im Grab.
Im Dunkel.
Du bliebst nicht da. Das war nicht das Ende. Das glaube ich.

Und doch: Der Tod erschreckt. Angst wie ein Stein auf dem Herzen. Gib Halt. Gib Hoffnung.
Dann kommen Steine in Bewegung.
Und es wird hell.
Amen

 

Evangelium Johannes 19, 16-30
16 Pilatus überantwortete ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde. Sie nahmen ihn aber, 17 und er trug selber das Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. 18 Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte. 19 Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König. 20 Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache. 21 Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: Der Juden König, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der Juden König. 22 Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben. 23 Die Soldaten aber, da sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch den Rock. Der aber war ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. 24 Da sprachen sie untereinander: Lasst uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wem er gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt (Psalm 22,19): »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die Soldaten. 25 Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. 26 Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! 27 Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. 28 Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. 29 Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und hielten ihm den an den Mund. 30 Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht. Und neigte das Haupt und verschied.

Gedanken zu Karfreitag
Liebe Leserin und lieber Leser,
Jesus am Kreuz. Eine große Dunkelheit liegt auf dem ganzen land.
Ein Leben jäh durch das Kreuz beendet. Lebenswege sind durchkreuzt. Noch begreift keiner der Umstehenden, was hier passiert.
Dabei hatten sie alle so große Hoffnungen auf Jesus gesetzt. Er sollte doch der angekündigte Messias sein, der die Römer aus dem Land treibt. Das Leben sollte doch jetzt endlich besser werden. Frieden und Gerechtigkeit sollten doch endlich ins Land einziehen.
Und jetzt: Jesus hängt am Kreuz. Das Ende bevor es richtig anfangen konnte.
„Warum?“ werden alle gedacht haben. Warum?
Und selbst Jesus zweifelt einen kurzen Augenblick und schreit: “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Mt 27,46b
Ich sehe sein schmerzverzehrtes Gesicht förmlich vor mir.
„Warum?“ „Warum?“ Diese Frage kenne ich von vielen Sterbefällen.
Aber dieses „Warum?" treibt mich jetzt auch um. Warum werden zurzeit so viele Lebenswege durchkreuzt? Warum dieser dunkle Mantel, der sich er uns gelegt hat?
Warum erleben wir das zweite Ostern unter Corona? Warum dürfen Kinder nicht sorglos in den Kindergarten und die Schule gehen? Warum geht so viel Unbeschwertheit verloren, wie es normalerweise die Konfis erleben, aber auch die jungen Menschen nach dem Schulabschluss? Warum dürfen viele ihre Feste nicht gebührend feiern? Warum treibt Corona viele in den wirtschaftlichen Abgrund während andere unendliche Sonderschichten fahren müssen? Warum bekommen wir die Pandemie nicht in den Griff? Warum schwindet das Vertrauen in die politische Führung immer mehr?
Warum ist unser gewohntes Leben so durchkreuzt worden?
Manchmal möchte ich einfach nur gen Himmel schreien:
Warum?
Der Beter in Psalm 22,2 sagt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.“
Aus vielen Gesprächen habe ich gehört, dass es vielen ähnlich geht. Die Luft ist heraus. langsam schwindet die Kraft, die den Blick nach vorne öffnet.
Etwas naiv wünsche ich mir manchmal, dass jemand wie Jesus kommt und uns einfach alle heilt.
Aber so funktioniert unser Leben leider nicht. Nicht wir bestimmen den Weg. Ich glaube, dass das damals den Menschen unter dem Kreuz auch so gegangen ist. Sie hatten ihre menschlichen Träume und Sehnsüchte nach einer besseren Welt. Sie hatten ihren Blick auf das Leben. Gottes Plan war jedoch viel größer, als sie selber das begreifen konnten.
Wie sieht Gottes Plan mit uns aus? Das wissen wir leider auch nicht.
Eins wissen wir aber: Gott hat Jesus nicht im Tod gelassen. Verwandelt ist er wieder zu uns gekommen.
Unsere Frage nach dem „Warum?“ hat Gott beantwortet. Jedoch anders, als wir das als Menschen erwarten.
Der Psalmbeter formuliert das so: „Aber du bist heilig, der du thronst er den Lobgesängen Israels. Unsere Väter hoffen auf dich; und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.“ Ps 22,4-5
Es geht also um Hoffen und Festhalten. Aber wir hoffen doch inzwischen schon so lange. Und immer und immer wieder werden wir vertröstet.
Was schreibt der Psalmbeter: Hoffen und Festhalten.
Wir dürfen die Hoffnung nicht loslassen. Sie ist doch das Ziel auf das wir tagtäglich unterwegs sind. Festhalten an der Hoffnung sollen wir, auch wenn wir ganz schön gefordert sind. Festhalten an der Hoffnung: Unsere Väter und Mütter im Glauben durften es erfahren, dass Gott am Ende helfend zur Seite steht. Wenn auch anders, als wir uns das erhoffen.
„Aber du, Herr, sei nicht ferne; meine Stärke, eile mir zu helfen!“ Ps 22,20
Mögen wir die Hoffnung nicht aufgeben, dass hinter der Dunkelheit das Licht auf uns wartet!
Bleiben Sie behütet und bewahrt! AMEN

Fürbitten
Bewahre uns, Christus - jetzt in dieser Zeit. Gib uns deinen Frieden. Gib Frieden allen, die jetzt leiden.
Stille
Gib Frieden allen, die jetzt für andere da sind.
Stille
Gib Frieden denen, die wir dir jetzt besonders an Herz legen.
Hier können laut oder auch im Stillen Menschen genannt werden.

Vaterunser

Segensbitte
Gott, segne uns und behüte uns. Gott, lasse dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott, erhebe dein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden. Amen.


Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Karfreitag. Kommen Sie gut ins Osterfest, auch wenn es anders wird, als wir es uns alle erhofft haben.

Bleiben Sie behütet!

Ihre Pfarrerin
Kerstin Gütgemann

 


 

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